10/07/2024 0 Kommentare
Feierlichkeiten zur Umbenennung in Ernst Lange Haus
Feierlichkeiten zur Umbenennung in Ernst Lange Haus
# Aktuelles

Feierlichkeiten zur Umbenennung in Ernst Lange Haus
„Ernst Lange ist kein Gott“, so steht es zu Recht, allerding wohl auch etwas begriffsstutzig, im letzten Visitationsbericht für den Kirchenkreis Spandau. Jedoch und tatsächlich sind Ernst Lange und seine Schriften ein nach wie vor hochaktueller Seismograph für die Zukunftsherausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft und die Kirche stehen, sofern sie mit der Verkündigung des Evangeliums beauftragt ist.
Das Ernst-Lange-Forum am 6. Juli 2024 und der Gottesdienst am Runden Tisch mit der Namensgebung „Ernst Lange Haus“ für das Gemeindehaus Pillnitzer Weg 8 am 7. Juli waren für mich anstrengende und sehr intensive Tage.
Angeregter Austausch beim Ernst-Lange-Forum

Gut 30 Personen waren am Samstag anwesend, viele von ihnen die gesamte Vortrags-Zeit und beteiligten sich an den intensiven Gesprächen. Tatsächlich war der Austausch über die kollegiale Leitung im Kirchenkreis Spandau, nicht als historische, sondern prinzipielle Frage besonders interessant, auch Professor Dr. Lämmlin, Leiter des sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD hat ihn bereichert.
Die Festschrift zur Umbenennung des Gemeindehauses Pillnitzer Weg 8 wurde beim Gottesdienst präsentiert. Sie enthält die Beiträge des Forums sowie eine bereits separat veröffentlichte Geschichte des Gemeindehauses und Auszüge aus der Geschichte der evangelischen Gemeinde in Staaken. Interessierte können sie im Gemeindebüro und im Büro des Kirchenkreises erwerben (Schutzgebühr 6 Euro).

Die zum 50. Todestag Ernst Langes am 3. Juli erstellte Ausstellung über die Ladenkirche am Brunsbütteler Damm fand großen Anklang. Die Roll-Ups können zukünftig ausgeliehen werden. Aus Gatow gibt es schon eine Anfrage. Das Konzert des Gofenberg-Chores mit Konstantin Nazaroff am Abend war lebendig und inspirierend.
Pfarrer ohne Talare beim Gottesdienst am Runden Tisch

Der Festgottesdienst am Runden Tisch mit mehreren Stuhlkreisen war der krönende Abschluss dieses Wochenendes. Superintendent Kunz und Bischof Stäblein waren Gesprächsteilnehmer – ohne Talare. Im Anschluss an den Gottesdienst, wie auch schon am Samstag, fanden intensive Gespräche mit ZeitzeugInnen aus der Ladenkirche sowie Familienangehörigen von Ernst Lange statt.
Geschichte des Staakener Gemeindehauses
In der Staakener Kirchengemeinde gab es schon früher ein Gemeindehaus, welches nach einem wichtigen Lehrer und Praktiker der Kirche benannt war: Am Ostermontag 1938 wurde in Berlin-Staaken am Cosmarweg 17/19 das August Hermann Francke Heim durch den entschiedenen Pfarrer der Bekennenden Kirche Johannes Theile eingeweiht. Sein 60. Todestag war am 4. Juni 2024.
Die Kirchengemeinde in Staaken hat seit 1938 geschichtliche Wechselbäder erlebt, auch hautnah die Trennung von Ost und West 1951 bzw. 1962. 1989 und 1999: Jahre der Wende in Staaken. Zunächst politisch-gesellschaftlich, danach gemeindlich-kirchlich mit der Neu-Bildung der Evangelischen Kirchengemeinde zu Staaken.
Ernst Langes Wirken in Spandau
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren junge Menschen wie Ernst Lange als Überlebende von unbändiger Hoffnungs- und Gestaltungskraft erfüllt und bewegt, um Zukunft zu ermöglichen. In unserer jetzigen Gesellschaft, nach wie vor pandemie- und schrecklicherweise erneut kriegsgeplagt, sind erneut Hoffnungs- und Gestaltungskraft vonnöten. Als Ort der Begegnung und der Gemeinschaft gründete er 1960 die Ladenkirche am Brunsbütteler Damm. Heute würden wir „Dritter Ort“ sagen: ein Versuch, um Kirche zu den Menschen zu bringen.
Für das Staakener Neubau-Gebiet Heerstraße-Nord wurde am 1. Januar 1969 die Gemeinde Heerstraße-Nord gegründet – mit einem Gruppenpfarramt und Gemeinwesenorientierung. Pfarrer Wolfgang Grünberg, später Theologieprofessor in Hamburg, gehörte dazu. Das zugehörige Gemeindehaus Pillnitzer Weg 8 wurde am 30. Mai 1971 eingeweiht. In seiner Predigt forderte Ernst Lange damals Mut und Hoffnungskraft gegen die Resignation. Wie wichtig das auch für uns heute ist!
Auch 50 Jahre nach Ernst Langes Suizid sind sie seine Impulse nicht ausgeschöpft. Lediglich intellektuelle und spirituelle Bequemlichkeit können davon abhalten, sich mit Ernst Langes Leben und Wirken zu befassen. Denn: Unsere Welt ist keineswegs einfacher und angenehmer als sie es vor 50 Jahren war. Die Kirchengemeinde zu Staaken will daran anknüpfen und benannte daher besagtes Gemeindehaus am 7. Juli 2024 in Ernst Lange Haus um.
Cord Hasselblatt, Pfarrer zu Staaken von 1999 (1991 Heerstraße-Nord) bis 2024
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