Störung der ewigen Totenruhe
Den Friedhof der Jüdischen Gemeinde zu Spandau gab es seit 1859. Damals kauften die Spandauer Juden ein Grundstück in dem hügeligen Gebiet der Schülerberge – einer Hügelkette, die sich von der Havel an der Schützenstraße entlang bis zur Schönwalder Straße erstreckte. Bereits wenige Jahre später erwarb das preußische Militär die restlichen Schülerberge und ließ die Hügel für den Bau von Artillerie-Wagenhäusern abtragen. Der Jüdische Friedhof bildete fortan eine Enklave in diesem militärischen Gebiet und das Gelände ist noch heute als einziger existierender Hügel zu erkennen. In der Neuen Bergstraße entstand ein Doppelportal und eine repräsentative Trauerhalle. Das Gelände wurde von einer Mauer umgeben. Damit besaß die Gemeinde eine würdige Begräbnisstätte.
Nach jüdischer Auffassung währt die Totenruhe ewig, ein Friedhof kann daher nicht aufgehoben werden. Trotzdem ließ die Wehrmacht den Friedhof unter nationalsozialistischer Herrschaft schließen. 1940 wurden die Gräber umgebettet auf den Friedhof der orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel in Weißensee in der Wittlicher Straße. Dort existiert das sog. Spandauer Feld bis heute, ist aber für die Öffentlichkeit leider nicht zugänglich. Der Bezirk Spandau hat bisher keine Verantwortung für Instandsetzung und Pflege übernommen.
Knapp 80 Jahre nach seiner Schließung durch die Nationalsozialisten wurde im Herbst 2019 der ehemalige jüdische Firedhof in Spandau durch den Kirchenkreis und die Jugendgeschichtswerkstatt Spandau sichtbar gemacht: Gegenüber dem ehemaligen Friedhofseingang in der Neuen Bergstraße (Höhe Nr. 6a) weist jetzt eine Gedenktafel auf das ehemalige Gräberfeld hin.
Weitere Informationen zum Jüdischen Friedhof finden Sie im Flyer "Der Jüdische Friedhof in der Neuen Bergstraße 1859-1940"
Foto: Kohstall/Archiv Stadtmuseum Spandau