Staatssekretär sieht viel Potential in der Kita-Sozialarbeit

Präventionsarbeit macht weniger Schlagzeilen als Ausschreitungen zu Silvester. Und doch ist es präventiven Angeboten, wie der Frühen Hilfe, den Stadteilmüttern und der Kita-Sozialarbeit, zu verdanken, dass Eltern in ihrer Erziehungsrolle gestärkt werden, Kinder sich gesund entwickeln und chancengerecht aufwachsen.
Die Kitasozialarbeit birgt laut Aziz Bozkurt, Staatssekretär für Jugend, Familie und Schuldigitalisierung viele Chancen für niedrigschwellige Familien- und Elternarbeit, aber auch für eine Stärkung der Kitas und für die Schaffung von Synergien der unterschiedlichen Wirkungsräume pädagogischer und sozialer Arbeit.
Derzeit werden in einzelnen Kitas, z.B. in Spandau, Marzahn-Hellersdorf, Neukölln, Reinickendorf, Mitte und Kreuzberg, Kita-Sozialarbeiter und Kita-Sozialarbeiterinnen eingesetzt. Die Beteiligten machen sich aufgrund der positiven Erfahrungen für eine Verstetigung stark.

Am 23. Februar 2023 kamen Vertretungen von Kitas und Trägern aus mehreren Bezirken der Stadt in die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und informierten über ihre positiven Erfahrungen mit Kita-Sozialarbeit, über deren Wirksamkeit und über ihre Empfehlungen für die Zukunft.
Um dem Vorhaben Nachdruck zu verleihen, überreichten sieben Kinder der Kita Drachen Kids gemeinsam mit ihren Erzieherinnen sowie 30 Kita-Sozialarbeiter:innen und Vertreter:innen der Kita-Träger rund 1.500 Unterschriftenpostkarten an Aziz Bozkurt. Die Hauptforderungen der Kita-Sozialarbeit sind:
- den Ausbau der Kita-Sozialarbeit
- die finanzielle Förderung vorhandener Projekte
- eine verlässliche und langfristige Finanzierung von Sozialarbeit in Kitas
- eine Implementierung von Kita-Sozialarbeit an allen Berliner Kitas
- die Erarbeitung berlinweiter verbindlicher Standards zu Sozialarbeit an Kitas
Am Ende des Gesprächs lud die Koordinatorin Sabine Clausen Aziz Bozkurt zum Fachtag „Kita-Sozialarbeit in Berlin“ ein, der am 21. April 2023 in der Zitadelle Spandau stattfindet.
Aziz Bozkurt, Staatssekretär für Jugend, Familie und Schuldigitalisierung: „Bereits in der Kita werden Grundsteine für ein chancengerechtes Aufwachsen mit gleichen Startvoraussetzungen gelegt. Unsere Fachkräfte in den Kitas arbeiten dabei eng mit den Eltern der ihnen anvertrauten Kinder zusammen. Diese Zusammenarbeit wird erschwert, wenn Familien vor Hürden oder Problemen stehen, für deren Lösung sie weitere Unterstützung benötigen. Mit Kita-Sozialarbeit wird hier eine wichtige Schnittstelle zwischen Eltern und Erzieherinnen und Erziehern geschaffen, die präventive Wirkung entfaltet und unbürokratisch arbeitet. Sozialarbeit im Kitakontext bedeutet, Kinder und ihre Familien frühzeitig zu stützen, zu begleiten und zu beraten, im Sinne des Kinderschutzes, aber auch im Rahmen der frühkindlichen Bildung.“
Sabine Clausen, Kita-Sozialarbeiterin Kirchenkreis Spandau und Koordinatorin der Berliner Kita-Sozialarbeit: „Durch die Präsenz in den Kitas bauen wir Vertrauen zu Eltern auf und sind auf kurzem Wege ansprechbar. So werden frühzeitig Bedarfe erkannt und Hilfe zur Selbsthilfe angeboten oder Unterstützung vermittelt. Dabei arbeiten wir Hand in Hand mit Jugendämtern, Kinder- und Jugendgesundheitsdiensten, Familienzentren und anderen Einrichtungen. Dabei sollen diese Hilfesysteme nicht stärker belastet werden, sondern präventiv gearbeitet werden. Eltern werden in ihrer Erzieherrolle gestärkt und erleben, wie wertvoll es ist, gemeinsam mit ihren Kindern aktiv zu sein.“
Florian Kunz, Leiter des Kirchenkreises Spandau: „Kita-Sozialarbeit ist für uns als Evangelische Kirche ein Herzensthema, da sie die Kinder von Anfang an in ihrer Entwicklung effektiv unterstützt und Familien stärkt. Dank des langjährigen Engagements von Sabine Clausen und ihren Kolleginnen sind wir Pilotprojekt und Vorreiterin in diesem Feld geworden und wollen nicht nachlassen weiter Impulse zur Weiterentwicklung zu geben.“
Dagmar Mai, Bereich Prävention und Frühe Hilfen, Piazza, stützrad gGmbH: „In Berlin gibt es eine reiche Trägerlandschaft mit unterschiedlichen Modellen, wie Kita-Sozialarbeit funktionieren kann (extern, intern, als Dienstleistung). Die Perspektive der Kita-Sozialarbeiter:innen und das multiprofessionelle Arbeiten stärken Erzieher:innen, Eltern und Kinder und sind somit ein Gewinn für die Kitas.“
Jennifer Brehm, Kita-Sozialarbeiterin im Kirchenkreis Spandau: „Die Kita-Sozialarbeit ist ebenso wichtig wie die Schulsozialarbeit. Wir haben die Hoffnung, dass es nicht so lange wie dort dauert: knapp 40 Jahre wären für den vorhandenen Bedarf zu langsam. Mit einem Landesprogramm, wie es bereits bei den Stadtteilmüttern funktioniert hat, ließe sich die berlinweite Kita-Sozialarbeit schneller realisieren.“
Die beteiligten Kita-Träger bzw. Anbieter von Kita-Sozialarbeit: AWO pro:mensch, Drachenreiter gGmbH, Einhorn gGmbH, JaKuS gGmbH (K.E.K.S.), Jugendwerk Aufbau Ost JAO gGmbH, Kindertagesstätten Nordwest, Kirchenkreis Spandau, Mittelhof e.V., Stützrad gGmbH mit Piazza, Urban FAB e.V. Verhindert waren Casablanca gGmbH und Outlaw gGmbH.