Kirchenkreis gründet Demokratie-Netzwerk mit

Das Netzwerk Demokratie, Toleranz, Respekt und Vielfalt Spandau feierte am 7. April 2022 seine Gründung. Der Zusammenschluss von bisher 21 zivilgesellschaftlichen Initiativen, Glaubensgemeinschaften, Verbänden, Parteien und Bezirksamt Spandau legt den Grundstein für gemeinsame Aktionen im Bezirk.
Ein einzelner Blick in den Gemeindesaal von St. Nikolai hätte bei der Gründungsveranstaltung des Netzwerks Spandau nicht genügt, um zu erkennen, wer dort zusammengekommen ist. Omas gegen Rechts stehen neben einer Abgeordneten der Linken, der Bezirksstadtrat spricht mit einem Stiftungsmitarbeiter, der Superintendent winkt dem Vertreter der islamischen Gemeinde Spandau zu.
Rund 50 Vertreter*innen aus den verschiedenen Organisationen waren am 7. April 2022 zusammengekommen, um ihre gemeinsame Erklärung für Demokratie, Toleranz, Respekt und Vielfalt zu veröffentlichen. Nach einem musikalischen Auftakt begrüßten Superintendent Florian Kunz und Sophie Schäfer von der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Spandau der Stiftung SPI die bunte Gemeinschaft. Zusammen mit Anne Sauer vom Register Spandau und Jasmin Siebens vom Bündnis Kladow gehören die beiden zu den Initiator*innen des Netzwerks.
Feierlich verlasen neun Vertreter*innen die Abschnitte der gemeinsamen Erklärung. Anschließend wurde sie unter dem Applaus aller von den jeweiligen Mitgliedern des Netzwerks unterschrieben. Das anschließende Gruppenfoto auf dem Reformationsplatz an der Nikolaikirche zeigte mehr als deutlich, dass es sich wirklich um ein breitaufgestelltes Bündnis handelt.
Um das Netzwerk auch öffentlich sichtbarer zu machen, wurden erste Logoentwürfe vorgestellt, über die die Anwesenden abstimmen konnten. Das Ergebnis bekommen wir hoffentlich bald zu. Schließlich bildeten sich nach dem offiziellen Programm lauter kleine Gesprächsinseln, die vielleicht zur nächsten Aktion des Netzwerks führen könnten.
Netzwerk Demokratie, Toleranz, Respekt und Vielfalt Spandau
Präambel
Rassismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, LGBTIQ*-Feindlichkeit und die Ablehnung demokratischer Prozesse und Institutionen sind Alltagsrealität geworden. Im Internet sehen sich Menschen Bedrohungen und Anfeindungen ausgesetzt (Hate Speech). Nicht jede und jeder kann in diesem Land und in unserer Nachbarschaft angstfrei leben, weil sie oder er einer Gruppe zugeordnet und abgewertet wird. Das ist für uns nicht hinnehmbar und findet unseren Widerspruch.
Wir sind
- unterschiedliche Akteur:innen, Initiativen und Zusammenschlüsse aus Bezirkspolitik, Zivilgesellschaft und Glaubensgemeinschaften, die sich gegen alle Formen von Rassismus, Diskriminierung, Menschen- und Demokratiefeindlichkeit einsetzen und für ein inklusives, friedliches und respektvolles Miteinander in Toleranz und Vielfalt einstehen.
- in Sorge darüber, wie sich das gesellschaftliche Klima in unserem Land und auch in Spandau entwickelt hat. In aktuellen Debatten nehmen wir zunehmend eine verschärfte Rhetorik und Verächtlichmachung anderer Positionen wahr, wissenschaftliche Erkenntnisse werden geleugnet und Fakten bewusst verdreht.
Wir wenden uns gegen
- jegliches diskriminierende, rechtspopulistische, rechtsextreme, rassistische, antisemitische und anderweitig menschenverachtende Gedankengut.
- jede Form von Gewalt, Einschüchterung, Ausgrenzung und Sachbeschädigung.
- Verschwörungserzählungen, die Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Verdrehung von Fakten.
- falsche historische Analogien, die Diktaturen verharmlosen und das Leid ihrer Opfer relativieren.
- die Verwendung oder Anpassung von Symbolen des Nationalsozialismus und des Holocaust und damit verbundene NS-Relativierung und Antisemitismus.
- die Vereinnahmung der Symbolik der Proteste der friedlichen Revolution in der DDR („Montagsdemos“).
- alle, die mutwillig die Gesundheit anderer durch ihr Verhalten gefährden.
Wir stehen ein
- für unsere freiheitliche demokratische Grundordnung als Garantie einer offenen Gesellschaft.
- für ein diverses, interkulturelles und inklusives Miteinander in Respekt und Toleranz, weil wir in dieser Vielfalt eine Bereicherung sehen.
- für das Recht aller Menschen im Bezirk zur selbstbestimmten Entfaltung ihrer Persönlichkeit und solidarischen Mitgestaltung des Gemeinwesens – unabhängig von ihrem Alter, religiösen Bekenntnis, ihrem kulturellen Hintergrund, ihrer geschlechtlichen Identität, sexuellen Orientierung oder sozialen Herkunft.
- für das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung, solange sie nicht die Würde von Menschen verletzt. Seine Meinung öffentlich äußern zu können gehört zum demokratischen Diskurs, dafür Widerspruch zu erhalten und auszuhalten aber auch.
- für Gewaltfreiheit in der Auseinandersetzung - physisch und verbal. Allen Menschen kommt die gleiche unverletzliche Würde zu – auch jenen, deren Meinungen und Handlungen wir ablehnen.
Unterzeichner*innen
AG Bunte Vielfalt, AWO Kreisverband Spandau e.V., Begleitprogramm – „Learning by doing“, Beirat für Partizipation und Integration, Bezirksamt Spandau, Bündnis für Demokratie und Toleranz Kladow, Café Südwind für Geflüchtete, Die Linke Bezirksverband Spandau, Evangelischer Kirchenkreis Spandau, Fördererverein Heerstraße Nord e.V., Fraktion der Tierschutzpartei, Gemeinwesenverein Heerstraße Nord e.V., Gesellschaft für Interkulturelle Zusammenarbeit gGmbH, HÎNBÛN, Islamische Gemeinde Spandau, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Spandau, Stiftung SPI, Mahnwache für Toleranz und ein friedliches Miteinander - gegen Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, OMAS GEGEN RECHTS. Berlin Stadteilgruppe Spandau, Register Spandau, SPD Spandau